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Donnerstag, 8. März 2018

Frauenwahlrecht in Japan

- Internationaler Frauentag 2018 -

Dieser Tage fiel mir eine alte Postkarte aus Studienzeiten in die Hände. Während wir in Deutschland in diesem Jahr den 100. „Geburtstag“ des Frauenwahlrechts feiern, mussten die Japanerinnen für dieses Recht fast dreißig Jahre länger kämpfen.

Kimura Komako (木村駒子)


Das Foto von Kimura Komako (木村駒子, 29.07.1887 – 10.07.1980), einer frühen japanischen Kämpferin für das Frauenwahlrecht, erschien im Mai 1918 im Magazin „The Woman Citizen“. Es zeigt die Schauspielerin, Tänzerin, Theaterdirektorin und – Frauenrechtsaktivistin Kimura Komako bei einer Suffragettenveranstaltung in New York.

Die abgebildeten japanischen Schriftzeichen 婦人参政権 (fujin sanseiken) bedeuten „Frauenwahlrecht“.

Kimura Komako hatte 1913 das erste Treffen japanischer Suffragetten organisiert sowie die erste „Gesellschaft für die Wahre neue Frau“ (新真婦人会, shin shin fujin kai) ins Leben gerufen und im selben Jahr das Magazin „Die Neue Wahre Frau“ (新真婦人, shin shin fujin) gegründet.

1917 und 1918 verbrachte Kimura einige Zeit in den USA, um Englisch zu lernen, sich mit dortigen Feministinnen zu vernetzen, ihre Methoden zu studieren und Unterstützungsgelder für die eigenen Aktivitäten in Japan zu akquirieren. Unter anderem nahm sie teil am Marsch der Suffragetten auf der Fifth Avenue in New York am 27. Oktober 1917, bei dem mehr als 20 000 TeilnehmerInnen das Wahlrecht für Frauen forderten (und das gezeigte Foto entstand). 

In Japan wurde Kimuras Engagement als mutig, aber auch als schockierend empfunden. Sie wurde heftig kritisiert, in der Öffentlichkeit jedoch nur marginal wahrgenommen. Dennoch war sie es, die den Weg bereitet hat für berühmtere japanische Feministinnen wie Hiratsuka Raicho: Die schockierte mit ihren Kolleginnen die japanische Öffentlichkeit nur wenige Jahre später (1920) mit einer Petition zur Abschaffung eines alten japanischen Gesetzes, das Frauen die Teilnahme an politischen Versammlungen untersagte.

Die Japanerinnen gewannen diese Petition, ließen nicht locker und erwirkten nach dem 2. Weltkrieg endlich auch eine Änderung der Verfassung: Am 10. April 1946 durften die Frauen Japans – nach mehr als 2500-jährigem Bestehen der japanischen Nation – sich zum ersten Mal an Wahlen beteiligen.

Die Postkarte aus dem Jahr 1980 wurde gedruckt von Helaine Victoria Press in Martinsville (Indiana, USA).